Foto: Wilhelm Bühler

Bei der Vorrunde der Deutschen Meisterschaft haben sich Christopher Kacwin (5d/D’dorf), Martin Ruzicka (5d/Darmstadt), Arved Pittner (5d/Berlin) und Robert Jasiek (5d/Berlin) für die Teilnahme an der Endrunde qualifiziert. Erster Nachrücker ist Bernd Radmacher (4d/Meerbusch).

Aufgrund des Abschneidens mit mindestens 4 Siegen bei der Endrunde letztes Jahr sind Jonas Welticke (6d/Bonn), Lukas Krämer (6d/Bonn), Benjamin Teuber (6d/Chemnitz) und Johannes Obenaus (6d/Berlin) bereits für die Endrunde qualifiziert gewesen.

Die Endrunde mit diesen acht Teilnehmern wird von 30. September bis zum 3. Oktober ausgetragen. Der Ort steht noch nicht fest.

Die Ergebnisse und Blog zur Vorrunde mit Links zu einigen Kifus.

 

Bericht zur Vorrunde von Robert Jasiek:

Sehr schöne Räumlichkeiten (Büroflair der Extraklasse) und gute Verpflegung. Das Haus war nicht leicht zu finden, da “Am Großmarkt” gleich ein ganzes Quartier ist, aber sehr einfach mit der Straßenbahn zu erreichen. Die Mitschreiber haben sich sehr dezent verhalten, danke, das erleichtert das Nachdenken!

Vor Beginn hatte ich als aussichtsreiche Kandidaten für die vier Qualiplätze auf meiner Liste Christopher, Martin, Arved, Robert, Bernd (starker Endrundenspieler), Ji (hohes Rating), David (letztes Jahr erfolgreiche Vorrunde), Niels (vorletztes Jahr erfolgreiche Vorrunde), etwas weniger Matthias und nicht ganz aussichtslos Yuze, Shukai und Manja. Also mindestens acht Spieler, die sich um die vier Plätze schlagen. Das musste also eine harte Vorrunde werden und i.B. meine Quali stand auch erst nur in den Sternen. Bernd hätte spätestens mich schlagen müssen, Ji hätte sich in der letzten Runde mit einem Sieg vor mich geschoben und Arved machte es in Runde 1 mit seinem Verlust gegen Niels für sich extraschwierig, hat dann aber im Laufe des Turniers von anfänglich wenigen dann durch diesbezügliches Paarungsglück viel an Gegnerpunkten aufgeholt. Mit einem Sieg gegen Martin in Runde 5 hätte ich meine Quali wahrscheinlich klargemacht, so musste ich in Runde 6 gegen Matthias eine knappe Führung durchs Mittel- und Endspiel halten.

Warum Christopher alle Partien gewonnen hat, kann ich nicht wirklich sagen, da ich nicht gegen ihn gepaart wurde und nur kurz zwischendurch reinguckte und sie noch nicht nachgespielt habe; vermutlich auch besonders wegen Fehlern der Gegner, darunter die krasse Selbsttötung Bernds in der letzten Runde kurz nach Rundenbeginn. Auch Bernd hätte sich noch in Runde 6 qualifiziert und mit seinem Sieg mich verdrängt. Aber anscheinend war er da mit den Nerven am Ende, gerade als er gegen den klar turnierstärksten Spieler antreten musste. So gesehen war diese Partie meine geringere Befürchtung als diejenige Jis, der zu sehr klein in die Ecken ging und Martin eine flexible Großmoyostrategie erlaubte.

Dass die Spieler am Ende nicht nach Rating, sondern nach erklärten Spielstärken sotiert sind, ist kurios. Es hätte aber leicht ganz anders kommen können. Die Vorrunde also war hart, aber die Endrunde könnte die härteste aller Zeiten werden mit je vier 6d und 5d.

Zum Kommentieren waren Stanislav da, von dessen Kommentaren ich wegen meines langen Spiels und der Essenspausen Nichts mitbekommen habe, und Jonas, der mir nach meiner hartnäckigen Nachfrage den guten Rat gegeben hat, Fehler in schwierigen Situationen zu vermeiden, indem man statt psychologischer Erwägung die Zeiteinteilung vom Fighting Value (Punkte, die sich ändern können bzw. die man beim Sterben / Töten verlieren / gewinnen kann) der Kampfgruppen abhängig macht. Von FJs Videokommentaren nehme ich mit, dass strategisch mehrere Optionen gut sein können und man nicht immer eine Strategie als notwendigerweise beste ansehen muss. (Hey FJ, manche unserer, von dir nicht immer verstandenen Entscheidungen basieren auf genauer Stellungsbewertung!)

Meine knappste Partie war in Runde 1 gegen Gabriel mit 2 Punkten; das hätte auch anders ausgehen können, aber andererseits wusste auch mein Gegner um meine Endspielstärke. Gegen Manja habe ich mit 16 Punkten überdeutlich gewonnen, aber auch, weil sie noch was reißen wollte und es dadurch am Ende mehr als nötig waren; verloren hat sie aber in erster Linie durchs Spielen zu vieler neutraler Steine. Auch Gabriel hat so seine Eröffnung gegen mich versemmelt und mein Rat an Matthias, u.A. das gegen ihn auszunutzen, zeigte Erfolg. Warum wird mein Konzept neutraler Steindifferenz von vielen Spielern bisher ignoriert? Um mir das Gewinnen gegen sie zu einfach zu machen? Manjas Spiel hat durchaus Qualitäten: Vorhand nehmen kann sie sehr gut. Martin hat gegen mich v.A. gewonnen, weil seine Stellung ihm strategisch mehr Optionen ermöglichte, während ich strategisch oft hinterherlaufen musste. Dass er ein Semeai unnötig anzettelte und dann auch noch einen Nachhandzug spielte, änderte leiderte nichts mehr am Ergebnis der Partie. Gegen Ji flog ich im Joseki auseinander, weil ich zwar mehrere Minuten rechnete, die Wiederkehr der bösen Variante aber mit Tesuji und Zugumstellung übersah und dann auch noch unwichtig gewordene Steine deckte; da half mir dann auch gutes Spiel im Rest der Partie nicht mehr.

Warum Niels und David unterhalb ihrer Möglichkeiten gespielt haben, kann ich nur mutmaßen. Sie sind vielleicht gerade nicht in Form und konnten für dieses Turnier auch nicht den Resetbutton drücken. Warum aber habe ich dieses Jahr besser als letztes Jahr gespielt, obwohl auch ich wegen Coronaturnierarmut außer Form bin? Manchmal ist es vielleicht nur das Extraquäntchen mehr an Motivation, Gewinnwillen, Konzentration und Ausdauer.

Und dann waren da noch die Bonmots wie etwa ich gegen Bernd: “Was – jetzt schon Endspiel?!” Ich strafte seinen Zug mittels leerem Dreieck und Tauschangebot ab und Bernd meinte hinterher, er hätte mich gerne widerlegt, konnte es aber nicht.