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Go im TV: Die Maus lernt Go-Spielen

Die Idee ist so einfach und so gut, dass man sich wundern muss, nicht früher darauf gekommen zu sein - die »Maus« lernt Go! Die »Sendung mit der Maus«, eine der beliebtesten Kindersendungen und dafür bekannt, schwierige und komplizierte Sachverhalte kindgerecht (also auch für Eltern verständlich) zu erklären, zeigt das Go-Spiel in einer »Sachgeschichte«.
Die Maus lernt das Go-Spiel von Florian Chamot. Florian ist 9 Jahre alt und ungefähr 20 Kyu im Go.
Die Grundidee des Redakteurs, Herrn Tenner, für die Geschichte war einfach: Florian erklärt Ralph, dem Hauptdarsteller der Sendung, in einer spontanen Go-Sitzung das Spiel und fegt ihn anschließend überlegen vom Brett. Damit sollte vermittelt werden, dass Go ein Spiel ist, wo auch Kinder Erwachsene schlagen können.

Dreharbeit Florian und Ralph spielen Go


"Am 15. Juni war es dann soweit: die Genehmigung für Kinderarbeit (!) war durch, das Kamerateam war gefunden, und die verschiedenen Requisiten zusammengetragen. Geplant war eine kurze Aufnahme im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst (nach dem Motto: »guck mal da, auf dem Bild, die haben so'n Spiel, was kann das denn sein?«), und anschließend ein Besuch bei uns zu Hause (»da soll tatsächlich ein Junge wohnen, der dieses alte Spiel noch spielen kann...«). Das Ganze sollte so bis 13 Uhr erledigt sein, klar, mehr als 2-3 Stunden brauchen wir doch nicht....nee, nee, ganz sicher. Als um 12h30 dann der Wagen mit der Aufschrift WDR, vom Museum kommend, bei uns hielt, und Monika, Christian und das Aufnahmeteam ausstiegen, war es uns klar, das es sich um eine längere Angelegenheit handeln würde.
Nach der verfilmten Begrüßung vor dem Haus, spontan, spontan, spontan: (»Hallooo!!! bist du der Junge, der mir das Go-Spiel usw... «) wurde unser Wohnzimmer umgeräumt, um etwas telegener zu wirken, und mitten im Scheinwerfer- und Mikrofondickicht erklärte dann Florian die ach so einfachen Go-Regeln vor laufender Kamera. Es war kein Drehbuch festgelegt worden, und nach jedem Take überlegten wir alle gemeinsam, was als nächstes kommen sollte. Man versuche, sich vorzustellen: vier bis fünf Minuten, um das anspruchvollste und älteste Spiel der Welt locker, verständlich und TV-gerecht von einem Kind erklären zu lassen. Zur Steigerung des Schwierigkeitsgrades mussten Fragen und Antworten getrennt aufgenommen werden, es war ja nur eine Kamera da... Zu unserem Glück ließ sich Florian nicht irritieren und schaffte die vielen Aufnahmewiederholungen mit Gleichmut.
Nach der Erklärung der Regeln wurde dann eine Beispielpartie auf dem 9x9-Tisch gespielt, die dank den Anweisungen des Kameramannes (»macht zügig, ich habe nicht mehr viel Band«) völlig chaotisch, nicht notierbar, und unvollständig wurde (»ich passe« - »gut, dann passe ich auch«, bei etlichen offenen Endspielpunkten...). Filmwechsel, zweiter Versuch, der dann deutlich besser klappte. Diese Beispielpartie wird also in die Go-Geschichte als die erste vom WDR gefilmte Go-Partie eingehen: Ralph, der Redakteur, nimmt sich brav sechs Punkte in einer Ecke, in der Zeit nimmt Florian den Rest des Brettes in Besitz. Es folgen dann eine Invasion mit wildem Semeai und einigen gegenseitigen Geschenken und am Ende ein zählbares Ergebnis. Uuuf. Nun sollte die Partie wiederholt werden, um von oben gefilmt zu werden, Brett im Vollbild, damit Go-technische Erklärungen später eingeblendet werden können. Die Kamera wurde auf unseren Esstisch aufgebaut, und die Züge dann nachgespielt ("gaaaanz vorsichtig, das Vollbild ist so empfindlich und verwackelt so schnell....").
Kurz darauf trudelten unsere restliche Kinder langsam ein, die irgendwie ins Bett mussten, und aber doch noch kurz die Mausleute sehen wollten (»Achtung!!! die Scheinwerfer!!!!« - »Pass auf, das ist eine sehr wertvolle Kamera ... «)
Am Schluss sollte noch gezeigt werden, wie es aussieht, wenn Erwachsene Go spielen. Beleuchtungstechnisch bedingt knieten also Monika und Christian auf dem feuchten Rasen vor einem Go-Tisch und setzten die erste Züge einer Partie. Herr Tenner nutzte anschließend noch die letzten Sonnenstrahlen und malte mit Kreide auf den Boden unserer Terrasse ein 9x9-Brett, um zu zeigen, dass man Go auch ohne Holzbrett und mit Knöpfen spielen kann, eine Vorstellung, die ihm beim Go besonders gefiel. Darüber, ob das auch noch in die paar Minuten der Sendung passen würde, dachten wir zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr nach.
Und dann fuhr das Aufnahmeteam wieder weg, einige belichtete Filmrollen und bespielte Tonbänder reicher, und verabschiedete sich mit dem Versprechen, uns zum Schneiden und Vertonen einzuladen ..."
Mittlerweile ist die Sendung zusammengeschnitten und vertont und wird vermutlich im Frühjahr über die Bildschirme flimmern. Und vielleicht treffen wir dann demnächst in irgendeinem Go-Kurs oder auf irgendeiner Messe auf Kinder, die das Go-Spiel sehen und sagen: »Das kenne ich, das habe ich schon im Fernsehen gesehen!«

(Monika Reimpell nach einem DGoZ-Artikel von Pierre-Alain Chamot)


© Go-Verband NRW e. V. -  letzte Aktualisierung: 2001-12-26 18:37, Webmaster